SOLIDARITY DEMO AGAINST THE TAGESSPIEGEL
Independent activists demand journalistic integrity for Palestinians in Gaza and Berlin by holding a demonstration at the Tagesspiegel Headquarters on March 13, 2024. The Tagesspiegel has been smearing pro-palestinian activists, putting the lives of comrades at risk, and denying that there’s a genocide happening in Gaza. Journalists from the Tagesspiegel are trying to convince people that there is no pro Palestinian movement in Berlin. This demonstration showed them they are wrong
“PRESSEMITTEILUNG / PRESS RELEASE
DEUTSCH
DOXING IST KEIN JOURNALISMUS! Unabhängige Aktivist*innen fordern journalistische Integrität für Palästinenser*innen in Gaza und Berlin / Demonstration vor dem Tagesspiegel-Büro am 13. März 2024
Vor dem Hintergrund eines Artikels über pro-palästinensische Aktivist*innen in Berlin, den der Tagesspiegel am 1. März 2024 unter dem Titel “Die Stimme des Israelhasses: ,,Wenn Gewalt die einzige Option ist, werden wir sie anwenden”” veröffentlichte, hat sich eine Gruppe unabhängiger Aktivist*innen zusammengefunden, um Integrität in den deutschen Medien einzufordern. Der fragliche Artikel ist ein klarer Versuch, zwei Berliner Aktivist*innen zu verleumden und die palästinensische Solidaritätsbewegung in Berlin als die Aktionen einzelner Agitatoren abzutun. Er behauptet, dass zwei (PoC) Berliner Aktivist*innen zu Gewalt aufstacheln und zitiert aus dem Kontext gerissene Aussagen über das palästinensische Recht auf Selbstverteidigung unter israelischer Besatzung (wie im internationalen Recht verankert) als direkte Drohungen. Er stellt die Aktivist*innen den “gemäßigten Aktivist*innen” gegenüber, die keine Veranstaltungen stören, sondern mit “Vernunft und Argumenten” agieren. Es wird enthüllt, dass einer der Aktivist*innen vom Landeskriminalamt aufgesucht wurde, als Versuch, die Person als kriminell und antisemitisch darzustellen. Die Nennung der vollständigen Namen, Gesichter und Arbeitsplätze der Aktivist*innen in Verbindung mit den in dem Artikel aufgestellten Behauptungen hat eindeutig das Potenzial, zu Schikanen und sogar körperlichen Schäden gegen die Aktivist*innen zu führen.
Es ist inakzeptabel, dass der Tagesspiegel nach 146 Tagen Krieg Zeit und Geld darauf verwendet, lokale Aktivist*innen zu verleumden und zu doxen, anstatt ehrlich über den Völkermord in Gaza zu berichten! In der Nacht vor der Veröffentlichung des Artikels eröffneten israelische Soldaten das Feuer auf rund 1.000 hungernde Palästinenser*innen, die versuchten, Lebensmittel für ihre Familien zu besorgen – einer der tödlichsten Vorfälle seit dem 7. Oktober. An diesem Tag verhungerte das zehnte Kind in Gaza (UN) und Joe Biden kündigte den Beginn des grausamen und dystopischen Hilfsprogramms an, bei dem seither fünf Menschen aufgrund von Fehlfunktionen der Fallschirme ums Leben gekommen sind (BBC, CNN, Guardian). Es gibt jeden Tag neue und schreckliche Dinge zu berichten – eine Aktivistin, die friedlich Veranstaltungen stört, um auf diese Schrecken aufmerksam zu machen, gehört nicht dazu! Unser Protest am Mittwoch stellt einen direkten Zusammenhang her zwischen der Ermordung von über 130 Journalisten in Gaza und der Irreführung und Verschleierung der wahren Nachrichten vor Ort durch die deutschen Medien. Wir fragen die Journalist*innen des Tagesspiegels: Wo bleibt Ihre Solidarität mit den palästinensischen Journalist*innen, Ihren Kolleg*innen, die aus einem Kriegsgebiet heraus arbeiten? Mit jedem Tag, der vergeht, werden die Bedingungen in Palästina nicht nur schlechter, sondern es wird auch schwieriger darüber zu berichten, da die Stimmen der Palästinenser*innen in Gaza, im Westjordanland und in Europa systematisch ausgelöscht werden. Wir fordern Ehrlichkeit und Integrität von unseren Medien! Wir verdienen es, zu sehen, was geschieht, und nicht belogen zu werden, indem man uns erfundene Terroristen unterjubelt, die zu Gewalt anstiften!
Schließlich sehen wir in diesem Moment auch eine beunruhigende Verbindung zu Deutschlands eigener dunkler Vergangenheit. In den 1930er Jahren stellten die Zeitungen die Juden in Europa und Deutschland fälschlicherweise so dar, als würden sie zu Gewalt anstiften und dem Westen den Krieg wünschen (Der Stürmer 1934). Durch die Besessenheit der deutschen Medien, jede Kritik an den Handlungen der israelischen Regierung fälschlicherweise als antisemitisch zu bezeichnen, begehen sie den schweren Fehler, den anhaltenden Völkermord zu leugnen, die Bedeutung des Antisemitismus zu verwässern und sich selbst an der Aufstachelung zum Hass gegen eine bereits marginalisierte Gruppe zu beteiligen. Der jüngste Hetzartikel war nicht der erste Vorfall, in dem der Tagesspiegel Muslim*innen in einem ähnlichen Licht darstellte: In früheren Artikeln wurde behauptet, dass pro-palästinensische Aktivist*innen in Berlin von der Hamas “zu Gewalt aufgerufen” wurden, Palästinenser*innen in Gaza wurden verallgemeinert als “Terrorist*innen” bezeichnet und es wurde wiederholt das Narrativ verbreitet, dass alle pro-palästinensischen Stimmen antisemitisch seien. Unser Protest appelliert an den Tagesspiegel und alle deutschen Medien, sich ihrer Macht bei der Gestaltung des Narrativs und der Wahrnehmung diverser Gruppen bewusst zu werden. Insbesondere die deutschen Medien haben die Verantwortung, die laufenden Völkermorde zu benennen und zu entlarven und die Stimmen derjenigen zu verstärken, die versuchen, die Brutalität zu beenden, anstatt sie anzugreifen. Die Medien MÜSSEN aufhören, “gute” Aktivist*innen gegen “schlechte” Aktivist*innen, Jud*innen gegen Muslim*innen und Deutsche gegen Palästinenser*innen auszuspielen. Wir werden dem Tagesspiegel zeigen, dass die pro-palästinensische Bewegung in Berlin stark und vielfältig ist und nirgendwo hingehen wird!
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ENGLISH
DOXING IS NOT JOURNALISM! Independent activists demand journalistic integrity for Palestinians in Gaza and Berlin / Demonstration at the Tagesspiegel Headquarters on March 13, 2024
In light of a recent article about pro-Palestinian activists published by Tagesspiegel on March 1, 2024, titled ‘Die Stimme des Israelhasses: „Wenn Gewalt die einzige Option ist, werden wir sie anwenden'” [The voice of Israel-hatred: “If violence is the only option, we will use it”], a group of independent activists has assembled to demand integrity in the German media. The article in question is a clear attempt to smear two Berlin activists and discount the Palestinian solidarity movement in Berlin as the actions of lone agitators. It claims that two local (PoC) activists are inciting violence and quotes out of context statements about the Palestinian right to self-defense under Israeli occupation (as is enshrined in international law) as direct threats. It pits the activists in question against “moderate activists” who do not disrupt events but act with “reason and argumentation”. It reveals that one activist has been visited by law enforcement which, instead of calling out heavy police repression of local activist groups, it uses to paint him as a criminal and antisemite. The inclusion of the full names, faces, and workplaces of the activists, in combination with the claims made in the article, has clear potential to lead to harassment and even physical harm against them.
It is unacceptable that after 146 days of war, the Tagesspiegel is spending time and money on smearing and doxing local activists rather than reporting honestly on the genocide unfolding in Gaza! On the night before the article was published, Israeli soldiers opened fire on around 1,000 starving Palestinians attempting to get food for their families, one of the deadliest incidents since October 7. That day, the 10th child starved to death in Gaza (UN) and Joe Biden announced the beginning of the cruel and dystopian aid drop program which has since killed 5 people due to parachute malfunctions (BBC, CNN, Guardian). There are new and horrible things to report on every single day – an activist peacefully disrupting events to raise awareness of these horrors is not one of them! Our protest on Wednesday draws a direct link between the killing of over 130 journalists in Gaza and the misdirection and concealment of the real news on the ground by the German media. We ask journalists of the Tagesspiegel: where is your solidarity with Palestinian journalists, your colleagues, who are working out of a war zone? With every passing day, not only do conditions in Palestine become worse, but it also becomes harder to report on them as the voices of Palestinians in Gaza, the West Bank, and Europe are systematically erased. We demand honesty and integrity from our media! We deserve to see what we all know is happening and not be lied to about made-up terrorists inciting violence among us!
As a final note, we also see a worrying link from this moment to Germany’s own dark past. Newspapers in the 1930s wrongfully painted Jews in Europe and Germany as inciting violence and wishing war upon the West (Der Stürmer 1934). Through the German media’s obsession with incorrectly labelling every critique of the Israeli government’s actions as antisemitic, it is committing the grave error of denying the ongoing genocide, diluting the meaning of antisemitism, and itself participating in inciting hatred toward an already marginalized group. The most recent smear article was not the first incident in which Tagesspiegel painted Muslims in a similar light: previous articles have claimed that pro-Palestinian activists in Berlin were “called to violence” by Hamas, have generalized Palestinians in Gaza as “terrorists”, and have repeatedly pushed the narrative that any pro-Palestinian voices are antisemitic. Our protest calls on Tagesspiegel and all German media to remember their power in shaping narrative and perception of different groups. German media in particular has a responsibility to name and expose ongoing genocides and amplify rather than attack the voices of those trying to end the brutality. The media MUST stop pitting “good” activists against “bad” activists, Jews against Muslims, and Germans against Palestinians. We will show Tagesspiegel that the pro-Palestinian movement in Berlin is strong, it is diverse, and it is not going anywhere!”